Montag, 26. April 2010

Bayerns Arbeitgeber: Zeitarbeit unverzichtbar

Von Alexander Kain

München. „Stammbelegschaft trotz Krise gehalten“ - damit rühmen sich dieser Tage viele Unternehmen. Möglich wurde das vor allem durch die Kurzarbeit - weniger Arbeit, weniger Geld, aber immerhin: sicherer Job. Die wahren Verlierer auf dem Arbeitsmarkt waren indes die Zeitarbeitnehmer: Zwischen Juli 2008 und Juni 2009 verloren fast 300 000 ihren Job. Jetzt, wo sich die Wirtschaft wieder erholt, steigt auch die Zahl der Zeitarbeiter. Rund 670 000 waren es im Februar - 140 000 mehr als zu Zeiten der tiefsten Krise. Bayerns DGB-Chef Matthias Jena hat diese Entwicklung kürzlich im Gespräch mit der Passauer Neuen Presse als „unverantwortlich“ gerügt - Zeitarbeiter würden schlecht bezahlt, hätten keine ordentliche berufständische Vertretung und lebten in beruflicher Unsicherheit. Doch die Unternehmen kommen offenbar nicht mehr ohne sie aus, wie eine Umfrage der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (bayme/vbm) unter ihren Mitgliedsunternehmen jetzt zeigt.
Jede zweite Firma beschäftigt Zeitarbeiter
Derzeit nutzt jedes zweite der 750 Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, Zeitarbeit, knapp acht Prozent der Stellen macht das momentan aus. Künftig wollen zwei Drittel der Metall- und Elektrounternehmen in Bayern Zeitarbeit nutzen.
Dabei gehe es den Betrieben „vor allem um Flexibilität und nicht um Kostensenkung“, so der bayme/vbm-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Nur knapp elf Prozent der Betriebe wollen durch Zeitarbeiter Kosten senken, 59 Prozent hingegen wollen Auftragsspitzen abfangen, 47 Prozent haben eine flexible Personalplanung im Auge und 42 Prozent wollen so kurzfristige Personalausfälle abfangen.
Dass sich dabei Geld sparen lässt, ist dabei offenbar nur ein willkommener Nebeneffekt: Gleiche Bezahlung von Zeitarbeitern und Stammbelegschaft gibt es der Umfrage zufolge nämlich nur in neun Prozent der Fälle, in aller Regel unterliegen die Zeitarbeiter nachteiligen Tarifverträgen.
In der Umfrage deutlich wird zudem, dass die Unternehmen auf gesetzliche Einengungen der Zeitarbeit, wie sie etwa dem DGB vorschweben, allergisch reagieren würden: Zwei Drittel der Unternehmen haben in der Umfrage angekündigt, Zeitarbeit einzuschränken oder komplett auf sie zu verzichten, müsste man Zeitarbeitern die gleichen Bedingungen gewähren wie der Stammbelegschaft, sie der Regelunierungskompetenz des Betriebsrates unterstellen, ihnen Branchenzuschläge bezahlen oder nach einem Jahr fest übernehmen.
Am ehesten leben könnten die Unternehmen mit einer Regelung, die Zeitarbeitern nach einem Jahr eine gleichwertige Bezahlung wie der Stammbelegschaft zusichert - fast die Hälfte der bayerischen Metall- und Elektrounternehmen würden dann Zeitarbeit unverändert weiter nutzen, 37 Prozent allerdings würden dann bereits Zeitarbeit einschränken, 13 Prozent ganz darauf verzichten.
Klar machen die Unternehmen aber auch: Eine Verteuerung der Zeitarbeit durch gesetzliche oder tarifliche Regelungen würde zu einem Arbeitsplatzabbau nicht nur in der Zeitarbeitsbranche führen: 49 Prozent der Unternehmen würden dann Produktion verlagern, 34 Prozent Arbeitsplätze abbauen - aber immerhin fast 35 Prozent auch Zeitarbeiter-Jobs in Stammplätze umbauen. Insgesamt bliebe die Bilanz eines Eingriffs dennoch negativ, wie die Studie zeigt. „Denn die Alternative von weniger Zeitarbeit sind nicht mehr Stammarbeitsplätze, sondern Verlagerung und Stellenabbau“, so Brossardt.

Quelle: Passauer Neue Presse
http://www.pnp.de/nachrichten/artikel.php?cid=29-27827131&Ressort=wi&Ausgabe=&RessLang=&BNR=0

Genau darum geht es auch in dem Internetportal Lookajob.de. Hier sollen Arbeitsplätze in der Zeitarbeit geschaffen, Stammbelegschaften von Personaldienstleistern auch in Krisenzeiten gehalten und Kundenbeziehungen zwischen Verleihern und entleihenden Unternehmen vereinfacht werden.

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