Mittwoch, 18. August 2010

Südwestmetall-Chef: Zeitarbeiter sind unverzichtbar

Montag, 16. August 2010

Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (II)
Südwestmetall-Chef: Zeitarbeiter sind unverzichtbar

STUTTGART – Das Thema Zeitarbeit sorgt in der Metall- und Elektroindustrie im Aufschwung für Konflikte. Die IG Metall hat für die kommenden Monate eine großangelegte Kampagne gegen Leiharbeit angekündigt. Südwestmetall-Chef und Gesamtmetall-Vizepräsident Rainer Dulger (Foto) betont dagegen im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa, Zeitarbeiter seien für die Unternehmen unverzichtbar. „Schneller als jedes andere personalpolitische Instrument stellt Zeitarbeit den Unternehmen das nötige Personal zur Verfügung, um sofort am Aufschwung teilnehmen zu können.“

Die Zahl der Leiharbeiter in der Metall- und Elektroindustrie steigt. Wie lange wird das so weitergehen?

Dulger: Wir haben einen historischen Konjunktureinbruch erlebt und dennoch Beschäftigung gehalten. Jetzt sind wir in der Erholungsphase, aber noch nicht da, wo wir vor der Krise waren. Es bleibt auch ungewiss, ob und wann wir dort wieder ankommen. Weil die Kapazitäten nach wie vor nicht normal ausgelastet sind, verhalten sich die Unternehmen jetzt vorsichtig. Die Zeitarbeit ist für unsere Unternehmen ein wichtiges Instrument, um diesen extremen Unsicherheiten zu begegnen. Zusammen mit den flexiblen Arbeitszeiten gleichen sie Konjunkturschwankungen aus. Wichtig ist: Keine Stammkraft verliert ihren Job wegen Zeitarbeit. Umgekehrt stellen Unternehmen auch keine Zeitarbeitskräfte ein, wenn sie für ihre Personalplanung neue Mitarbeiter als Stammkräfte benötigen. Die Erfahrung aus dem letzten Aufschwung zeigt: Mit dem Anstieg der Zeitarbeit kommt auch der Ausbau der Stammbelegschaften.

Warum stellen die Unternehmen so gerne Leiharbeiter ein?

Dulger: Weil sie unverzichtbar sind. Schneller als jedes andere personalpolitische Instrument stellt Zeitarbeit den Unternehmen das nötige Personal zur Verfügung, um sofort am Aufschwung teilnehmen zu können. Kein anderes Instrument kann so effizient den Ausgleich zwischen den Personalbedarfen der verschiedenen Branchen organisieren. Der Aufbau von Zeitarbeit ist ein erfreulicher Indikator für die wirtschaftliche Erholung.

Wie viele Leiharbeiter verträgt ein Unternehmen?

Dulger: Das hängt von der Situation im Unternehmen ab. Fest steht: Zeitarbeit stabilisiert unsere Wettbewerbsfähigkeit und schafft zusätzliche Stellen in unserer Metall- und Elektroindustrie. Im Aufschwung vor Ausbruch der Finanzkrise haben unsere Branchen bundesweit zusätzliche 230 000 Stammarbeitsplätze geschaffen und darüber hinaus 60 000 weitere Zeitarbeiter beschäftigt. Auf einen Zeitarbeits-Job kommen also vier neue Stammkräfte. Selbst im Boom entsprach die Zahl der Zeitarbeiter nur 6,4 Prozent der M+E- Stammarbeitskräfte, ein Jahr später waren es gerade einmal 3,7 Prozent. Auch jetzt gibt es bereits wieder Einstellungen – Stammkräfte wie Zeitarbeiter, beide ergänzen sich.

Wie viele der Leiharbeiter haben Chancen auf eine Festanstellung?

Dulger: Zeitarbeiter haben gute Chancen auf Übernahme. 86 Prozent der Mitgliedsbetriebe von Südwestmetall sind hierzu bereit. Das belegt eindrucksvoll, dass Zeitarbeit ein Sprungbrett für eine Festanstellung in dem Unternehmen ist, das Zeitarbeitskräfte beschäftigt. Beide Seiten gewöhnen sich aneinander und wissen dann, ob es passt. Das sind doch ideale Startbedingungen.

Warum werden diese in der Regel schlechter bezahlt als ihre fest angestellten Kollegen, die die gleiche Arbeit machen?

Dulger: Für unsere Betriebe ist es wichtig, dass vor allem im Bereich der Un- und Angelernten die Kosten für Zeitarbeiter unter den Kosten unserer Stammbelegschaften liegen, deren betriebsspezifisches Know-how langfristig gewachsen ist und auf deren Erfahrung wir mehr denn je angewiesen sind. Deshalb werden Zeitarbeiter Stammkräfte auch nie ersetzen können. Wer anderes behauptet, erzählt Märchen. Die Zeitarbeiter werden größtenteils nach Tarifen bezahlt, die die Arbeitgeberverbände der Zeitarbeitsbranche mit den Gewerkschaften ausgehandelt haben. Da funktioniert diese Branche nach den gleichen Spielregeln wie die Metall- und Elektroindustrie.

Haben Sie keine Sorge, dass dies in den Betrieben auf die Stimmung der Belegschaft schlagen könnte?

Dulger: Betriebsräte und Stammbelegschaften wissen sehr genau, dass in der Krise neben der Kurzarbeit insbesondere der Einsatz von Zeitarbeit viele tausend Arbeitsplätze in unserer Industrie gesichert hat. Sie wissen also, was sie an der Zeitarbeit haben. Die IG Metall zeichnet derzeit das Bild von einer Arbeitswelt, in der künftig kaum noch Stammkräfte und nur noch Zeitarbeiter Platz finden. Das ist wirklichkeitsfremd und hat mit der betrieblichen Praxis nichts, aber auch gar nichts zu tun. Unsere konstant hohen Ausbildungszahlen beweisen, dass unsere Unternehmen auch künftig auf hochqualifizierte Stammbelegschaften setzen.

Könnten Sie als „Kunden“ der Zeitarbeitsunternehmen nicht zumindest zum Teil die Bedingungen mitgestalten?

Dulger: Die Zeitarbeitsbranche ist eigenständig, sie hat ihre eigenen Regeln und Anforderungen. Wir können als Kunden anderen nicht die Arbeitsbedingungen aufzwingen und würden dies umgekehrt für unsere Industrie auch nicht zulassen. Wenn die Gewerkschaften hier andere Bedingungen wollen, dann müssen sie diese mit ihren Vertragspartnern, den Arbeitgeberverbänden der Zeitarbeit, aushandeln. Dies ist nicht unser Spielfeld.

Rechnen sie damit, dass das Thema Leiharbeit bei der nächsten Tarifrunde einer der Verhandlungsschwerpunkte wird?

Dulger: Nein. Dies ist rechtlich nicht zulässig, weil wir als Tarifparteien hier nicht zuständig sind. Das weiß auch die IG Metall.

(Interview: Stefanie Koller, dpa)
Quelle: Südwestmetall

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