Sonntag, 9. Mai 2010

Leiharbeit entzweit Metaller

«Monster» Leiharbeit entzweit Metaller
Die IG Metall will das angebliche Ungeheuer zähmen – die Arbeitgeber sehen sich darauf angewiesen Leiharbeiter sollen den gleichen Lohn erhalten wie die Stammbelegschaft. Ihre Chancen stehen nicht schlecht, obwohl Arbeitgeber mit Job-Verlagerungen drohen.
Frankfurt. Wenn der frühere Bundesarbeitsminister Norbert Blüm dieser Tage gegen Leiharbeit wettert, klingt dies, als kämpfe er gegen ein gefährliches Monster: «Klauen stutzen! Zähne ziehen», fordert der 74-Jährige dann. Schließlich gehe es um den «Kampf gegen Sklaverei».
Dass Blüm so vehement gegen das angebliche Monster zu Felde zieht, hat seinen guten Grund: Er ist einer der Schirmherren der Initiative «Gleiche Arbeit – gleicher Lohn». Eine Initiative, die die IG Metall ins Leben gerufen hat. Unterstützt wird die Gewerkschaft von zwei weiteren Ex-Arbeitsministern: Walter Riester und Herbert Ehrenberg. Die IG Metall will, dass Leiharbeiter nur zeitlich befristet in Unternehmen geholt werden dürfen. Zudem sollen sie von Anfang an den gleichen Lohn erhalten wie die Stammbelegschaften – so wie es eine EU-Richtlinie vorschreibt. Diese soll die Bundesregierung so umsetzen, dass Ausnahmen nicht mehr erlaubt sind. Denn die Leiharbeit sei, so auch Riester, «völlig aus dem Ruder gelaufen.» Der Leiharbeiter werde behandelt «wie ein Ersatzteil: einwechseln, auswechseln».
Der Zeitpunkt für die Kampagne ist gut gewählt: Nachdem die deutsche Industrie in der globalen Finanzkrise zuerst das Gros der Leiharbeiter nach Hause schicken musste, sind es nun im Zuge des beginnenden konjunkturellen Aufschwungs genau diese Leiharbeiter, auf die die Unternehmen wieder setzen.
Auch die Betriebe der hessischen Metall- und Elektroindustrie stellen vorerst nur Zeitarbeiter ein, wie Dieter Weidemann, Präsident des Arbeitgeberverbandes Hessenmetall, gestern in Frankfurt auf Anfrage dieser Zeitung einräumte. «Wir brauchen die Zeitarbeit», sagte Weidemann, «sie ist ein wichtiges Flexibilisierungsinstrument in der starren deutschen Arbeitsregelung.» Zwar sei ein Aufschwung in der Branche zu verzeichnen. «Aber so lange wir nicht absehen können, ob er dauerhaft ist, sind Festanstellungen zu riskant», so Weidemann.
Das passt ins Bild, das die gestern vorgelegte Betriebsumfrage des Arbeitgeberverbandes vermittelt: Demnach wird die Stammbelegschaft in der hessischen Branche zwischen Herbst 2009 und Herbst 2010 noch einmal um etwa 1,6 Prozent schrumpfen. Seit Herbst 2008 ist bereits etwa jeder 20. von 210 000 Jobs gestrichen worden. Dagegen ist in den vergangenen sechs Monaten die Zahl der Leiharbeiter sprunghaft angestiegen, um 73 Prozent. Für das kommende halbe Jahr rechnet Hessenmetall hier mit einem weiteren Anstieg um 23 Prozent.
Den Vorwurf, dass die Industrie Festanstellungen durch schlechter bezahlte Leiharbeiter ersetze, weist der Verband allerdings zurück. «In der Aufschwungphase vor der Krise holten wir zwar sehr viele Zeitarbeiter. Aber gleichzeitig erhöhten wir die Stammbelegschaft», erinnert Hauptgeschäftsführer Volker Fasbender. Derzeit betrage der Anteil der Zeitarbeiter an der Stammbelegschaft der Branche gerade mal sechs Prozent. Außerdem gelte es zu berücksichtigen, dass rund 20 bis 30 Prozent der Leiharbeiter über die Zeitarbeit eine dauerhafte Beschäftigung fänden. «Wir können nur davor warnen, die Zeitarbeit zu verteuern», sagte Weidemann. Davon hätte letztlich niemand etwas, weil dann die Arbeit ins Ausland verlagert werden müsste.

Gleichwohl scheinen die Chancen der Gewerkschaft, sich durchzusetzen, nicht schlecht: Inzwischen prüft auch Arbeitsministerin Ursula von der Leyen gesetzgeberische Schritte. Sie ist nicht nur aufgeschreckt worden von zahlreichen Missbrauchsfällen wie bei Schlecker. Sie steht in Sachen Zeitarbeit auch unter Druck, weil 2011 die Grenzen für osteuropäische Arbeitnehmer geöffnet werden. Und dann drohen Dumpinglöhne, die Lohnkonkurrenz noch erheblich zu verschärfen.

Quelle: http://www.fnp.de/fnp/welt/wirtschaft/monster-leiharbeit-entzweit-metaller_rmn01.c.7654995.de.html

Lookajob.de ist das Arbeitsmaktportal für die Besetzung offener Arbeitsstellen in der Zeitarbeit.

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